Ist das Heiraten notwendig? Welche Bedingungen stellt eine Ehe?

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Ist das Heiraten notwendig? Welche Bedingungen stellt eine Ehe?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Und unter Seinen Zeichen ist dies, daß Er Gattinnen für euch schuf aus euch selber, auf daß ihr Frieden in ihnen fändet, und Er hat Liebe und Zärtlichkeit zwischen euch gesetzt. Hierin sind wahrlich Zeichen für ein Volk, das nachdenkt.“ (Sure Al-Rum, Vers 22)

In diesem genannten Vers wird zur Heirat und somit zur Gründung einer Ehegemeinschaft ermutigt. Eine fortwährende Liebesempfindung samt aufrechtem (intaktem) Zärtlichkeitsgefühl zwischen Mann und Frau in einer Ehe ist ein Zeugnis für die Barmherzigkeit und Führung Gottes. Der Islam gewährt mit seinem verkündeten Monotheismus dem erschaffenen Menschen eine totale Grundsatzversorgung. Mit einem unvoreingenommenem Blick erkennt man, dass jede islamische Angelegenheit voller Weisheit, Nutzen und Bedachtsamkeit steckt. Der Islam demonstriert einen klaren und einsichtigen Ein-Gott-Glauben und verwirft die Vielgötterei der Polytheisten aus den Sinnen der Menschen. Er verbietet die Ungerechtigkeit und das dulden von Grausamkeiten. Es heißt: „Wer Unrecht duldet, der begeht ebenfalls Unrecht“ (Said Nursi).
Durch das Leben des ehrenwerten Propheten Muhammad (s.a.s.) und dem seiner Gefolgschaft lehrt und zeigt der Islam bis zum heutigen Tag eine absolute Gerechtigkeit samt seinem Gerechtigkeitssinn. Er kanalisiert die zur Sünde verleitenden Gefühle (Trieb) und leitet den Menschen vom Bösen und Verbotenen immer hin zum rechten und Gott gefälligen Weg. Er verbietet den Ehebruch und ähnliche Verhalten, die durch das Entgleisen einer einzelnen Person das Gemeinschaftsleben erschüttern und das Familiennest zerstören und alle samt zum Unglück führen. Die Ehe regelt das Verhältnis zwischen Mann und Frau auf schönste Weise.

Wie bei jeder anderen Angelegenheit in der die gegebenen, bzw. die bevorstehenden Bedingungen berücksichtigt werden, so sollten auch für die Heirat die gegebenen und bevorstehenden Fakten berücksichtigt und durchdacht sein. Die Gebote und Empfehlungen bezüglich der Heirat basieren auf Versen aus dem Qur´an, sowie auf Aussprüche (Hadithe) des ehrenwerten Propheten (s.a.s.). Diese werden seitens Gelehrten und Koranexegeten (muslimischen Führern) verkündet und zum Einhalten geraten. Schauen wir uns nur einige wenige Gebote an:

„O die ihr glaubt, es ist euch nicht erlaubt, Frauen gegen (ihren) Willen zu beerben; noch sollt ihr sie widerrechtlich zurückhalten, um (ihnen) einen Teil von dem wegzunehmen, was ihr ihnen gabt, es sei denn, sie hätten offenbare Schändlichkeit begangen; und geht gütig mit ihnen um. Wenn ihr eine Abneigung gegen sie empfindet, wer weiß, vielleicht empfindet ihr Abneigung gegen etwas, worein Allah aber viel Gutes gelegt hat.“

„Und wenn ihr eine Frau gegen eine andere tauschen möchtet und habt der einen bereits einen Schatz gegeben, so nehmt nichts davon zurück. Möchtet ihr es etwa durch Lüge und offenbare Sünde zurücknehmen?“

„Und wie könnt ihr es nehmen, wo ihr eins miteinander geworden seid und sie (die Frauen) ein festes Versprechen von euch abgenommen haben? (Sure Nisa, Vers 20, 21, 22)

Das göttliche Gebot zu Heiraten und sich zu mehren ist natürlich an bestimmte Konditionen gebunden und gilt nicht für jedermann und auch nicht zu jeder Zeit. Das wichtigste Ergebnis einer Ehe ist die Nachkommenschaft, wodurch der Familienstamm und somit die Menschheit weiterexistiert. Des Weiteren kann man durch die Heirat seiner Begierde im erlaubten Rahmen Befriedigung gewähren. Hierdurch ist (in der Regel) der naturgemäßen Keuschheit des rechten Weges Einhalt geboten und der Ungerechtigkeit wie Ehebruch, Misshandlung und Vergewaltigung vorgebeugt. Wenn der Ehe nicht eingewilligt wird (wenn man nicht heiratet) besteht in diesem Fall immer die Gefahr der geistigen Unkeuschheit, da man seinen Trieb nicht im erlaubten Rahmen befriedigen kann, sondern immer eine uneheliche, verwehrte Art der Befriedigung ersuchen wird. (Ausnahmen bestätigen die Regel). Wer im Stande ist eine Ehefrau zu unterhalten, für den ist, bzw. wird die Heirat dann zur Pflicht. Andererseits wächst die Wahrscheinlichkeit gewaltig heran, dass das Sündigen seinen Alltag bestimmt, bzw. zu einem Bestandteil seiner Persönlichkeit wird. In einer Hadith sagt der Prophet (s.a.s.), daß die jungen Männer deren (sobald ihr) Vermögen für eine Ehe ausreicht auch heiraten sollten und solche die zu arm sind um zu heiraten regelmäßig fasten sollten.

Die Junggesellen wiederum, die ihr Leben in Mäßigkeit und Erfüllung verbringen und frei von körperlicher Begierde sind und kein starkes Verlangen oder Sehnsucht nach einer Partnerin haben, für die ist die Heirat in dem Fall keine Erfordernis. Sie können natürlich heiraten, aber sie müssten nicht umgehend heiraten. (Hierbei geht es darum, das die natürlichen Bedürfnisse junger Menschen in gesitteter Weise ausgelebt werden. Somit ist dem Abschweifen von jungen Leuten in die Perversion vorgebeugt. Die Spiritualität junger Menschen wird durch die Ehe sauber und aufrecht gehalten. Mädchen und Frauen der Gemeinschaft, sowie die Ehegemeinschaften und andere Familien sind vor der Anschuldigung der Unsittlichkeit gewahrt. Die Harmonie innerhalb einer Gesellschaft, eines Volkes ist als Nebenwirkung durch Achtung solcher Gebote gegeben.)

Wenn ein Mann Bedenken hat innerhalb einer Ehegemeinschaft die Rechte der Frauen einhalten zu können oder er fürchtet dem Ehepartner Leid anzutun, dann ist es einem Mann erlaubt nicht zu heiraten. Wer sich bewusst ist seinen möglichen Ehepartner nicht rechtens behandeln zu können, so das davon auszugehen ist das er sie misshandeln wird, dem ist sogar somit die Heirat untersagt. Für einen erkrankten Menschen, dessen Krankheit unangebrachter Weise höchst wahrscheinlich nach der Heirat sich verschlechtern wird, dem ist es ebenfalls nicht gestattet zu heiraten, weil somit dem frisch Verheirateten Ehepartner und den möglichen Kinder eine vielleicht unzumutbare und unerträgliche Last auferlegt wird, was wiederum nicht im Sinne des Islam ist. (Islam heißt Erleichterung und nicht Erschwerung)

Nach der Schafi’i, der orthodoxen sunnitischen Rechtschule, ist das Heiraten eine Sunna (Nachahmung des Propheten (s.a.s.) und nach mancher anderer Auslegung nur eine Gute (lobenswerte) Tat. Wenn einer Frau nur durch die Heirat die Möglichkeit der Rettung aus schlechten Verhältnissen (Stiefvater-Mutter, misshandelnde Angehörige usw.) gegeben ist, so ist für diese Frau das Heiraten sogar notwendig, bzw. Pflicht (sei es auch nur aus zwecken der Selbstliebe (Selbsterhalt) und nicht aus Liebe zum Partner). Wiederum nach den Schafi’i sollten Junggesellen, deren Vermögen für die Ehe (Bezugspreis, Unterhalt) ausreicht, sie aber dennoch nicht das Bedürfnis zur Heirat haben, sich regelmäßig mit viel freiwilligen Gebeten, nichtpflichtigen Gottesdiensten beschäftigen. Das sei Bewunderungswert für sie.

Mehmet Paksu

 

 

Fragen an den islam

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