Ist es erlaubt eine Hochzeit zu besuchen sofern sie nicht dem Islam/ der Sunna entspricht?

Details der Frage

Wie sollte eine dem Islam und der Sunna entsprechende Hochzeit gestaltet sein?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Ehe ist eine Sunna, welche der Prophet (s.a.s.) sowohl in seinen Aussagen den Menschen empfahl als auch selbst in der Praxis vollzog. Daher sind in den Überlieferungen alle Phasen der Ehe indiziert; von der Verlobung und der Eheschließung bis hin zur Mitgift und Hochzeitsfeier werden wir detailliert darüber informiert, wie eine Hochzeit gestaltet werden soll und worauf geachtet werden soll. Auch die Hochzeitsfeier ist eine wichtige Etappe der Ehe.

So ist beispielsweise folgende Überlieferung richtungsweisend, was die Gestaltung der Hochzeit angeht:

Zelebriert eure Hochzeiten in Moscheen. (Fayḍ al-Qadīr, II / 11; Hadith 1198)

Dies zeigt uns, dass Verhaltensweisen, welche in einer Moschee nicht gestattet sind, ebenso bei einer Hochzeitsfeier nicht gestattet sind. Mit anderen Worten, was man nicht in einer Moschee tut, sollte man auch nicht in einem Hochzeitssaal tun.

(Mehmet Paksu, Kadın, Evlilik ve Aile)

Gegenwärtig werden viele Hochzeiten in Sälen mit Musik, Tänzen und ohne Geschlechtertrennung gefeiert, was der Sunna widerspricht und auch nicht in einer Moschee auf diese Weise stattfinden könnte …

Des Weiteren ist wichtig zu bedenken, dass es die nachfolgende Generation definitiv beeinflusst, wenn eine so heilige Institution wie die Familie auf Sünden und Fehlern aufgebaut wird. Genauso wie von einem Samen, der auf ungeeignetem Boden gesät wird, keine erfolgreiche Ernte erwartet werden kann, so kann auch von Ehen und Hochzeiten, die der Sunna widersprechen nicht erwartet werden, dass sie eines Tages Nachkommen hervorbringen, die der Sunna entsprechend leben.

Daher würde in dieser Hinsicht ein Insistieren auf den Prinzipien der Religion insofern vorzüglich sein, dass man durch das Bestehen auf das Wohlgefallen Allahs und seines Gesandten (s.a.s.) einen Gottesdienst ausübt und durch das Handeln innerhalb des Rahmens der Sunna ein reines Gewissen hat. Gleichzeitig stellt man für andere ein lebendiges Vorbild dar, denn eine Hochzeit darf nicht als Legitimation für sündhaftes Verhalten betrachtet werden.

Wenn bei diesen Angelegenheiten keine strikte Linie verfolgt und stattdessen zu Kompromissen tendiert wird, so wird man mehr und mehr nachgeben und Ausreden für falsche Handlungen finden.

Letztendlich kann man in solchen Fällen (z.B. Hochzeitsplanung oder Besuch) deutlich machen, dass man kein Verständnis dafür hat, dies nicht akzeptiert und sich durch die Teilnahme daran nicht verantwortlich für Missetaten machen möchte.

Wie sollte eine Hochzeit, die der Sunna entspricht gestaltet werden?

Die Gesellschaft sollte durch auf die Sunna abgestimmte Erwägungen eine soziokulturelle Gewohnheit etablieren.
Gewohnheit bezeichnet im Allgemeinen den Vorgang der Aneignung, Verbreitung und Etablierung von sozialen Verhaltensweisen und Gesinnungen innerhalb einer Zivilisation. Es erscheint am plausibelsten, die sich in unserer mehr als tausend Jahre alten muslimischen Zivilisation durchgesetzten Gewohnheiten und Traditionen noch einmal neu im Lichte der Sunna kritisch zu betrachten und die mit der Sunna konformen Aspekte zu hegen. Besonders Hochzeiten spiegeln stark die sozialen Eigenheiten, Tugenden, Lebensstile, Ideenwelten und religiösen Haltungen einer Gesellschaft wieder.

Von einem Schema für ,,einer der Sunna entsprechenden Hochzeit“ zu sprechen, wäre gerade mit Blick auf die Sunna selbst nicht zielführend. Der Maßstab für eine solche Hochzeit ist zunächst einmal, dass diese keinen Raum für Verbotenes bietet und gleichzeitig offen für alles Erlaubte ist. Demnach können Hochzeiten mit jeglichen Gewohnheiten der muslimischen Kommune gestaltet werden, sofern der Sunna widersprechende Aspekte korrigiert werden und der Rahmen des Erlaubten beibehalten wird. Das Pflegen der Eigenheiten und Gewohnheiten unserer Heimatkultur ist aus Sicht der Sunna unproblematisch, solange diese keine verbotenen Züge und Verhaltensweisen beinhalten.

So gehören Verhaltensweisen wie das Anhalten um die Hand einer Frau bei ihrer Familie, das entsprechende Antworten der Familie der Frau auf diese Bitte, das Unterstützen der Ehe durch beide Seiten, das Vermeiden von hindernden Einwänden, die Großzügigkeit der Familie des Bräutigams bei der Brautgabe, das Überwinden von Schwierigkeiten und Hinwegsehen über Fehler, der bescheidene und liebevolle Umgang miteinander, die gemeinsame Planung und Vorbereitung der Hochzeitsfeier sowie das Verteilen von Einladungen zur Hochzeit, zu jenen Gewohnheiten, die mit Blick auf die Sunna angebracht sind.

Hier sollen nun auf einige Aspekte der Hochzeit hingewiesen werden, die zur Sunna gehören:

Der Ort, Ablauf und Inhalt einer Hochzeitsfeier sollten sowohl im Rahmen des Erlaubten sein und gleichzeitig auf die Wünsche der Gäste eingehen.

Das Ziel der Hochzeitsfeier ist es, die Eheschließung kundzutun. So sagt der Prophet (s.a.s.) in einer Überlieferung: „Kennzeichen der Hochzeit ist es, die Eheschließung zu verkünden.“1

Das Hochzeitsessen ist eine Sunna.

Als der Prophet (s.a.s.) den Duft von Safran (ein Duft den man bei Hochzeiten verwendet) bei ʿAbd ar-Raḥmān ibn ʿAuf wahrnahm, fragte er ihn:

„Weshalb dieser Zustand?“

ʿAbd ar-Raḥmān ibn ʿAuf erwiderte:

„Ich habe (mit einem Betrag Gold als Brautgabe) eine Frau geheiratet.“

Der Gesandte Gottes (s.a.s.) sagte daraufhin:

„Möge Allah deine Ehe segnen. Jedoch solltest du ein Hochzeitsessen geben, auch wenn es nur mit (dem Fleisch von) einem Schaf ist.“2

Es berichtete Anas ibn Mālik (r.a.) sinngemäß:

Bei einer Hochzeit des Gesandten Allahs (s.a.s.) hatte meine Mutter Speisen zubereitet. Der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte mir, ich solle die Speisen hinlegen und diejenigen zum Essen rufen, die er mir dann nannte sowie alle, denen ich unterwegs begegnen würde. Ich tat dies und es kamen ungefähr 300 Leute.

Der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte:

„Lass sie jeweils zu zehnt einen Kreis bilden, sodass alle speisen.“

Die erste Gruppe aß bis sie satt wurde und stand dann auf. Dann speiste die nächste Gruppe, dann die andere. Als schließlich alle gegessen hatten, sagte der Gesandte Gottes (s.a.s.) mir, ich könne abräumen. So räumte ich ab, jedoch weiß ich nicht, ob das Essen mehr war als ich den Tisch zu Beginn deckte, oder mehr war als ich am Ende den Tisch abräumte.3

Thabit al-Buhānī, (r.a.) berichtete:

Ich fragte Anas womit der Gesandte Allahs (s.a.s.) bei seiner Hochzeit mit Zaynab das Festmahl der Hochzeit gab. Anas (r.a.) antwortete:

„Der Gesandte Allahs (s.a.s.) speiste seine Gefährten mit Brot und Fleisch bis sie gesättigt waren und gingen.“4

Bei dem Festessen der Hochzeit vernachlässigt man nicht die Armen, man lädt sie unbedingt ein. So sagte der Prophet (s.a.s.):

„Das unheilvollste Essen ist jenes Hochzeitsessen, zu welchem die Armen nicht eingeladen werden und stattdessen nur Wohlhabende eingeladen sind.“5

Bei der Hochzeit sollte Raum für Unterhaltung geboten werden, sofern diese im Rahmen des Erlaubten bleibt und nicht ins Verbotene geht. Der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte:

„Was die unerlaubte (uneheliche) Beziehung von der legitimen Ehe unterscheidet, ist das Spielen des Daf (Tamburin /Rahmentrommel) und das Verkünden (der Eheschließung).“6

Rubai binti Muawwiḏ (r.a.) berichtete sinngemäß:

Am Vormittag meiner Hochzeit besuchte der Gesandte Allahs (s.a.s.) meine Feier. Währenddessen spielten unsere kleinen Mädchen auf ihren Tamburinen (Trommeln) und sangen über das Heldentum ihrer Vorfahren, die bei der Verteidigungsschlacht von Badr als Märtyrer gefallen waren. Da sagte eine von ihnen (im Gesang): „Unter uns befindet sich ein Prophet, der das Morgen kennt.“
Daraufhin sagte der Gesandte Allahs (s.a.s.): „Verzichte auf diese Aussage und sprich stattdessen so wie bisher.“7

Man beglückwünscht heiratende Paare und betet für ihr Wohl.

Abū Huraira (r.a.) berichtet: Wenn der Gesandte Gottes (s.a.s) jemandem zur Ehe gratulierte, sagte er:

„Gott segne eure Ehe. Ich gratuliere. Möge Gott euch glücklich machen und euch mit Wohl zusammenführen.“8

Den oben genannten Maßstäben entsprechende Lieder und Gesänge, die – wie Bediüzzaman Said Nursi es ausdrückt – ehrwürdige und gnadenreiche Emotionen (z.B. Liebe zu Gott) ausdrücken9 (z.B. Lobgesang), können nach Möglichkeit ins Programm der Hochzeitsfeier aufgenommen werden. Ebenso können Ansprachen gehalten werden, die die Bedeutung dieses Tages und die Verantwortungen zwischen Mann und Frau thematisieren. Das Programm kann außerdem mit Unterhaltung durch Kabarett, Comedy, Parodien und lehrreiche Spiele sowie inhaltlich abgestimmte Gedichte und Wettbewerbe bereichert werden. Die Distanzierung von Untersagtem sowie das Vermeiden von unerlaubtem Vergnügen durch Tanz und Musik, bei denen Männer und Frauen beisammen sind, sollte genauso wie das Unterlassen von Verschwendung während der gesamten Hochzeit beachtet werden.

Am Ende der Hochzeit sollte dem Paar mit guten Wünschen für eine glückliche Ehe gratuliert werden.

Fußnoten:

1 Nasāʾī, nikāḥ 72;
2 Nasāʾī, nikāḥ 74,75; Muslim, nikāḥ, 79, 80; Tirmiḏī, nikāḥ, 10;
3 Buḫārī, 4/234; Muslim, nikāḥ, 94; Nasāʾī, nikāḥ 84; Mektûbât, S. 114;
4 Muslim, nikāḥ, 91;
5 Muslim, nikāḥ, 110;
6 Tirmiḏī, nikāḥ, 6; Ibn Māǧa, nikāḥ, 1896;
7 Tirmiḏī, nikāḥ, 1096;
8 Tirmiḏī, nikāḥ, 7;
9 İşârâtü’l-İ’câz, S. 72;

 

Fragen an den islam

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