Ist der Islam für Kriegsführung?

Details der Frage

Warum wurden in der islamischen Geschichte, mit der Intention das Reich auszudehnen, Kriege geführt? Wenn doch Kriegsführung untersagt ist, wie kann es erklärt und gerechtfertigt werden?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Islam steht als Grundpfeiler nicht der Krieg, sondern der Frieden im Vordergrund. Krieg ist der dann eine Option wenn Tyrannei, Unrecht und Unterdrückung gegenüber unschuldigen Menschen herrscht oder wenn ein Land ein anderes Land überfällt. In solchen Fällen gestattet der Islam eine Kriegsführung. Es ist nicht so, dass der Islam den Krieg als erstes in die Welt gesetzt hat, obwohl überall auf der Welt Frieden herrschte. Diejenigen die den Islam als eine kriegerische Religion betrachten, werden in ihrer eigenen Geschichte, nahezu in jedem Jahrhundert, mit der Realität der Kriegsführung konfrontiert. Daher ist die Existenz von Kriegsbestimmungen im Islam in sich kein Mangel, sondern eine Tugend.

Denn die in Versen und Hadithen genannten Bestimmungen zur Kriegsführung, veränderten das Bild der unausweichliche Realität des Krieges,  von einer unzivilisierten barbarischen Kriegsführung in eine menschlich-zivilisiertere Form. 

Ein wichtiges Merkmal des Propheten der Endzeit (s.a.s.) das in allen himmlischen Büchern erwähnt wird, ist, dass er Besitzer des Schwertes ist. Sprich neben der spirituellen Führung darf er in Notfällen (Verhinderung bei der Verkündung zum Islam) auch kämpfen. Wie auch einige Propheten vor ihm ihren spirituellen Ǧihād bei Bedarf auch mit dem Einsatz des Schwertes unterstützten.

Bei einer objektiv neutralen Betrachtung der islamischen Geschichte ist festzustellen, dass der Hauptgrund für die Akzeptanz des Islams in den Herzen und Seelen der Menschen die Verkündung und nicht der Krieg war und ist. Sprich den Menschen die Wahrheiten des Korans zu verkünden und ihre Schönheit zu offenbaren. Historiker sehen für die Ausbreitung des Islams zwei Gruppen von Menschen als ausschlaggebend. Zum einen Gelehrte und geistige Mentoren, die ihr Leben dem Islam aufopferten und bei Notwendigkeit in ferne Länder und Städte auswanderten. Zum anderen Kaufläute, die zwecks Handels in ferne Länder reisten, und zu dem auch die Schönheiten des Islams verkörperten und verkündeten.

Die folgenden Verse zeigen deutlich, dass der Islam nicht durch das Schwert (Kriegsführung), sondern durch Verkündung und Einladung verbreitet wurde:

„Es gibt keinen Zwang im Glauben. (Der Weg der) Besonnenheit ist nunmehr klar unterschieden von dem der Verirrung. (…)“ (2/256)

„So ermahne; du bist nur ein Ermahner. Du übst nicht die Oberherrschaft über sie aus. (88/21-22)

Es ist auch eine historische Tatsache, dass das Schwert (der Krieg) für die Anerkennung des Islams seitens der Mongolen keine Rolle gespielt hat.

Die Ausbreitung des Islams in Länder wie Indonesien, Malaysien oder Afrika wurde ebenfalls durch die Verkündung und Einladung zum Islam und nicht durch das Schwert (Krieg) verwirklicht.

Der Islam legitimiert unter bestimmten Voraussetzungen einen Krieg. Z.B. um Tyrannei, Unterdrückung und Unrecht zu verhindern und den universellen Frieden zu gewährleisten. Schauen wir uns diesen Vers an:

„Erlaubnis (zum Kampf) ist denjenigen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen ja Unrecht zugefügt wurde - und Allah hat wahrlich die Macht, ihnen zu helfen.“ (22/39)

Die ersten Adressaten dieses Verses sind an vorderster Linie stehenden Muslime wie der Prophet und seine Weggefährten. In Mekka waren sie der Unterdrückung  und auch der Folter bis zum Tode ausgesetzt. Einige unter ihnen sind auf Rat des Propheten nach Äthiopien ausgewandert. Die verbliebenen Muslime sind später nach Medina ausgewandert. Doch auch hier fanden sie keine Ruhe. Nahezu jeden Tag wurden Nachrichten verbreitet, dass die Mekkaner angreifen bzw. ein Angriff kurz bevor steht. Den Muslimen wurde in dieser zwiespältigen Lage die Erlaubnis zum Krieg / Kämpfen erteilt.

In einem anderen Vers über den Krieg heißt es:

„Und kämpft auf Allahs Weg gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, doch übertretet nicht! Allah liebt nicht die Übertreter.“ (2/190)

In dem Vers wird auf folgende Punkte die Aufmerksamkeit gelenkt:

1. „Und kämpft auf Allahs Weg gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen (…)“. Bekämpfe also nicht diejenigen die nicht mit dir kämpfen. Der Prophet befahl ausdrücklich seinen Kommandeuren, dass Frauen, Kinder, ältere und behinderte Menschen sowie Menschen, die sich in Gebetsstätten ausschließlich dem Gebet widmen nicht getötet werden dürfen.

2. Der Kampf sollte nur um Allahs Willen sprich “(...) auf Allahs Weg (...)” geführt werden. Andere mögen Kriege führen um neue Länder zu erobern oder um der Kontrolle von Rohstoffe willen. Ein Moslem jedoch kämpft nur „auf Allahs Weg“. Sprich, um auf Erden Tyrannei, Unterdrückung, Unrecht und Chaos Einhalt zu gebieten.

3. Es ist nicht gestattet, während oder nach dem Krieg zu “überschreiten” oder zu übertreiben. Der Islam befiehlt im Krieg eine gebilligte Tötung. Das Töten durch Folter oder bestimmten Rieten wie das Abschneiden von Ohren-Nasen sind verboten.

In Anbetracht all der angeführten Punkte wiederholen wir unseren Hauptausgangssatz: Im Islam steht nicht der Krieg, sondern als Grundpfeiler der Frieden im Vordergrund.

Fragen an den islam

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