FRAGEN UND WISSENSWERTERS ZU COVID-19

Alle Fragen in einer Übersicht:

Welcherlei Weisheit vermag sich hinter solch einer Epidemie wie den Coronavirus verbergen?

Inwiefern sind es theologisch gesehen die Fehler der Menschen, die zu so einer Situation führen?

Was passiert mit den Toten?

Wie kann mein sein Glauben wahren in diesen Zeiten, wo man von Moschee und Gemeinde getrennt ist?

Wird der Coronavirus im Koran erwähnt und kann es Dābbat al-Ard sein?

Gibt es Überlieferungen und Koranverse zu Pandemien und Viren?

Ist nach Islamischer Ansicht eine Ausgangssperre möglich und was bedeutet dies für die Gottesdienste in der Gemeinde?

Verletzt man das Recht der Menschen, wenn man sich nicht an die Maßnahmen hält?

Ist es nach islamischer Ansicht erlaubt, dass Menschen unverhältnismäßig viel einkaufen?

Sind wir dazu verpflichtet in der aktuellen Situation auch nichtmuslimischen Menschen zu helfen? 

 

Welcherlei Weisheit vermag sich hinter solch einer Epidemie wie den Coronavirus verbergen?

Der Koran berichtet davon, dass der Grund für solche Katastrophen und Seuchen die Fehler der Menschen sind.

Schließlich berichtet der Koran im Vers 41 der Sure Rum, dessen ungefähre Bedeutung wie folgt lautet, folgendes:

„Unheil ist auf dem Festland und im Meer erschienen wegen dessen, was die Hände der Menschen erworben haben, damit Er sie einiges von dem kosten lässt, was sie getan haben, auf dass sie umkehren mögen.“

Das heißt das die begangenen Verbrechen und Sünden können der Grund für das Kommen solcherlei Katastrophen sein.

Des Weiteren verkündet unser ehrwürdiger Gesandter (s.a.s.) das Seuchen für die Menschen eine Form der Bestrafung sind seitens Allah:

„Die Beulenpest ist eine Form der Bestrafung seitens Allah gegenüber denjenigen Menschen die Allah bestrafen möchte. Allah hat diese für die Gläubigen zu einer Barmherzigkeit werden lassen. Einem Gläubigen der an einer solchen Seuche erkrankt, und sich geduldig erweist gegenüber dem was über ihn gekommen ist, und auf den Lohn seitens Allah wartend an dem Ort verbleibt an dem er sich befindet und der weiß dass alles was ihm wiederfährt seitens Allah für ihn bestimmt wurde, wird der Lohn eines Märtyrers gegeben werden.“ (Buhari, Tıb 31; bk. Buharî, Enbiya 54; Kader 15; Müslim, Selâm 92-95)

Die Beulenpest wurde hier als ein Beispiel angegeben. Obige Überlieferung lässt sich jedoch auf alle Arten von Seuchen und Epidemien übertragen. D.h. sämtliche Seuchen die zum Tode von großen Teilen der Bevölkerung führen fallen unter diese Kategorie. Die Coronavirus Epidemie müsste ebenfalls auf solche Art betrachtet werden.

Inwiefern sind es theologisch gesehen die Fehler der Menschen, die zu so einer Situation führen?

Letztlich ist für jedes Land oder Volk, welches Verbrechen begeht und Unheil stiftet, der Coronavirus eine Ermahnung eine Warnung oder eine Strafe.

So Gott will, werden solcherlei Plagen und Unheil dazu beitragen, dass die Frevler von ihrem Unrecht und ihren Verbrechen ablassen und zur Besinnung kommen und sie des Weiteren zu Gottes Untertanen werden.

Wenn man die hierzu bekannten Informationen bewertet, so kann man sagen, dass dies für Frevler eine Strafe, für Muslime hingegen die hierbei zu Tode kommen eine Barmherzigkeit ist. Und für die die sich an die Bedingungen dieser Barmherzigkeit halten, gibt es Anzeichen dafür, dass sich diese in Form einer Belohnung wie für Märtyrer manifestieren wird.

Was passiert mit den Toten?

Die Toten erhalten den Status eines Märtyrers.

Zu diesem Thema hat „Bediüzzaman“ Said Nursi in seinem Werk eine Abhandlung. Wir bilden hier einen Teil ab (Anhang zum 14.Wort):

„Diese Welt ist ein Ort der Erfahrung und Prüfung, ein Haus der gesellschaftlichen Forderungen und der sozialen Bemühungen. Prüfungen und Erfordernisse aber machen es notwendig, dass die Realität verschleiert bleibt, sodass Persönlichkeiten wie Abu Baqr durch Wettbewerb und Anstrengung zur höchsten Höhe emporsteigen und solche von der Art eines Abu Djehil in die tiefste Erniedrigung hinabsinken. Blieben die Unschuldigen in solchen Katastrophen unversehrt, so würden sich Leute wie Abu Djehil denen wie Abu Baqr gleich auf Gott verlassen, das Tor der Bemühungen und des geistigen Fortschritts bliebe verschlossen und der Sinn der Prüfung wäre verfehlt.

So erfordert es denn die Weisheit Gottes, dass die Unschuldigen zusammen mit den Frevlern ins Unglück stürzen. Was aber ist dann in Anbetracht Seiner Barmherzigkeit und Gerechtigkeit der Anteil dieser armen Unschuldigen?

Auf diese Frage wurde mir folgende Antwort gegeben: Diejenigen, die unter den Zorn und die Wut dieses Übels geraten sind, empfangen auch ein Aufscheinen der Barmherzigkeit. Denn so wie die vergänglichen Güter dieser Unschuldigen für sie zu einer Spende und so zu einem ewigen Gut werden, so gewinnen sie auch durch eine Art Märtyrertum anstelle ihres vergänglichen Lebens ein ewiges Leben. Dieses Erdbeben, dessen Zorn nur vorübergehend und verhältnismäßig klein ist, sie aber dabei einen großen und immerwährenden Gewinn erwerben lässt, ist für sie zugleich mit dem Zorn auch eine Barmherzigkeit. (…)“

Ein Unheil vereinnahmt als Teil der Prüfung im Diesseits also alle ein, ob gut oder schlecht. Somit bleibt auch die Prüfung echt. Ansonsten würden die Menschen den Glauben nur vorheucheln um sozusagen auf der Seite der Gewinner zu sein. Sie würden also aus Profit heraus handeln.

Die Unschuldigen, die von einem Unheil getroffen werden, erhalten damit jedoch große Belohnungen. Ihre kleineren Fehltritte und Sünden werden getilgt, sie steigen im Rang auf und erlangen somit Gnadengaben, die sie sonst niemals erlangen würden. Wir sehen also, dass Allah stets mit Barmherzigkeit und Weisheit entscheidet.

Wie kann mein sein Glauben wahren in diesen Zeiten, wo man von Moschee und Gemeinde getrennt ist?

Der Glaube ist ein Licht, ein Geschenk Gottes. Aber gleichzeitig ist es auch eine Tugend die ständig aufgefrischt werden muss. Es gibt konkrete Möglichkeiten, um den Glauben zu stärken:

Das erste und wichtigste ist, im Rahmen des Koran und der Sunna die Glaubensbekenntnisse zu erlernen und zu verstehen.

Das zweite wäre kontinuierlich zu versuchen gute Taten zu vollbringen, sich von Sünden fern zu halten und sein Herz mit guten Eigenschaften zu schmücken sowie seine Triebseele ("nafs") zu bändigen zu bereinigen, um so in der geistigen Ebene voran zu kommen. Das Stichwort an dieser Stelle lautet Taqwā. Was bedeutet Taqwā? Kurz gesagt, bedeutet es Ehrfurcht vor Allah, Enthaltung von der Sünde, das Vermeiden von Handlungen, Verhalten, Gegebenheiten und Wörtern, die nicht seinem Wohlgefallen entsprechen. Sein Wohlgefallen zu erlangen ist das höchste Ziel, diese zu verlieren die größte Furcht. Demgemäß wird nach diesen Handlungsmustern die Überlegenheit und die damit verbundene Tugend eines Menschen bestimmt. Dabei wird dem Geschlecht keine Achtung beigemessen. Taqwā ist also mehr als eine konkrete Tat. Vielmehr ist es eine geistige Haltung, die der Diener gegenüber seinem Schöpfer einnimmt.

Der Verlauf dieses Jahrhunderts macht diesen zweiten Weg jedoch ziemlich schwierig. Die Menschen leben heutzutage in rasanter Geschwindigkeit, sie arbeiten viel und haben wenig Zeit für sich und ihre Spiritualität. Dazu kommt, dass unsere Sinne und unsere Wahrnehmung täglich von Informationen regelrecht überflutet wird und wir kaum noch Zeit und Ort finden, wo wir mit unseren Gedanken alleine sind.  Aus diesem Grunde ist es äußerst wichtig, die Werke zu lesen, die den Glauben so stärken das er vollkommen ist. Man muss sich also mit der Religion wie eine Art Studium auseinandersetzen und recherchieren.

Aufgrund der Eigentümlichkeit dieser Epoche ist es Pflicht geworden, neben der Theologie auch sich die Naturwissenschaften anzuschauen. Denn so wie die Theologie und die Kenntnis über Gott das Licht des Herzens ist, so sind die Naturwissenschaften und logische bzw. rationale Argumentationen die Sprache der Zeit.

Man kann also sagen, dass man an drei zusammenhängende Aspekte denken muss, wenn man über den Glauben redet;

- Das Herz: Den Glauben erneuern und reinigen durch Buße

- Der Verstand: Das Gehirn mit Wissen füttern und trainieren, sowie kritisch zu reflektieren

- Der Geist: Die religiösen Pflichten und Gebote einhalten, die Gottesdienste regelmäßig einhalten und in den Alltag einbetten

Durch eine Anstrengung und eine Entwicklung in allen drei Bereichen wird man einen Glauben haben, der über die ledigliche Theorie hinausgeht und auch den Alltag positiv lenkt sowie gestaltet.

Wird der Coronavirus im Koran erwähnt und kann es Dābbat al-Ard sein?

Es gibt nach unserer Recherche keinen Vers, wo offenkundig das Wort Corona vorkommt oder man spezifisch vom Coronavirus spricht. Es gibt auch keinerlei Korankommentare oder Interpretationen diesbezüglich.

Ähnliches gilt für die Thematik rund um den Begriff Dābbat al-Ard. Über solche Dinge lassen sich keine klaren Aussagen, geschweige denn Urteile fällen. Einzig Allah kennt das Verborgene. Maximal kann man durch Interpretationen zu einer Meinung für sich selbst gelangen, aber diese Meinung kann keine Verbindlichkeit für alle darstellen. Daher macht es wenig Sinn, sich mit solchen Fragen intensiv zu beschäftigen.

Gibt es Überlieferungen und Koranverse zu Pandemien und Viren?

„Wenn ihr hört, dass irgendwo eine ansteckende Seuche austritt, geht nicht dorthin. Wenn eine ansteckende Seuche aus dem Ort austritt, an dem ihr euch befindet, dann verlasst diesen Ort nicht.“ (Buhârî, Tıb 30; Müslim, Selâm 100)

Es wird überliefert, dass in der Delegation Thaqiifs ein Mann mit Lepra war. Der Prophet (s.a.s. sandte ihm (folgendes): “Geh zurück, denn wir haben deinen Treueschwur akzeptiert.“ (Müslim, Selâm, 126; İbn Mâce, Tıb, 44)

Der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) hat auch besagt, dass kranke/infizierte Tiere von gesunden Tieren getrennt gehalten sollten. (Müslim, Selâm, 104-105; Ebû Dâvûd, Tıb, 24)

Als Umar bin al-Ḫaṭṭāb (r.a.) nach Syrien reisen wollte und man dort von einer tödlichen Seuche berichtete, kehrte er ab von der Reise. Buhârî, Tıb, 30; Müslim, Selâm, 98; Taberî, Tarih, IV, 57-58)

Körperhygiene und Gesundheit hängen zusammen aber man darf nicht vergessen, dass unter Gesundheit auch geistige Gesundheit verstanden werden darf. Der Islam hat bereits vor Jahrhunderten diesen Umstand erkannt und wichtige Regeln und Prinzipien eingeführt.

Hygiene ist z.B. einer der grundlegenden Voraussetzungen für gewisse Gottesdienste wie z.B. das tägliche Gebet.

Sauberkeit ist bekanntlich einer der Grundpfeiler des Glaubens. Denn Sauberkeit oder auch Reinheit kann vielseitig verstanden werden; körperlich, mental und auch spirituell. Es gibt z.B. die Überlieferung, dass Sauberkeit die Hälfte des Glaubens ist. (Müslim, Tahâret,1)

Hygiene und Reinheit hat also sowohl eine körperliche als auch spirituelle bzw. religiöse Ebene. (İbrahim Canan, İslâm'da Çevre Sağlığı, İstanbul 1986, s.66)

Vor dem Gebet erfolgt die Waschung als Vorbereitung für das Gebet. Das wird klar im Koran thematisiert und befohlen (5/6). Überhaupt werden in Büchern der Rechtsschulen detailliert beschrieben in welchen Zuständen und Umständen man sich waschen muss, weil man unrein ist. Man sieht daran also, wie streng der Islam das Thema Körperhygiene behandelt. Es wird z.B. auch vom Propheten (s.a.s.) überliefert, dass jeder sich mindestens einmal in der Woche vollständig waschen sollte. (Ahmed b. Hanbel, Müsned I,304)

„O ihr, die ihr glaubt, kommt nicht zum Gebet, während ihr betrunken seid, bis ihr wißt, was ihr sagt, und auch nicht sexuell verunreinigt - es sei denn, ihr geht vorbei -, bis ihr euch gewaschen habt. Und wenn ihr krank oder auf Reisen seid, oder wenn einer von euch vom Abort kommt oder wenn ihr die Frauen berührt habt und ihr kein Wasser findet, dann sucht --einen sauberen Boden und streicht euch über das Gesicht und die Hände. Gott ist voller Verzeihung und Vergebung.“ (4/43)

Die Hygiene und Reinheit beziehen sich nicht nur auf die Person selbst sondern auch auf die Kleidung und die Oberflächen insgesamt. Man könnte z.B. mit Klamotten auf denen Fäkalien sind, nicht beten. Man dürfte auch nicht mit einer blutenden Wunde beten. Auch hierzu gibt es sehr detaillierte Regelungen in der Religion.

Aus Sicht der Religion ist es also für den Muslim so oder so eine Pflicht und eine Gewohnheit äußerst genau auf seine Hygiene zu achten.

Ist nach Islamischer Ansicht eine Ausgangssperre möglich und was bedeutet dies für die Gottesdienste in der Gemeinde?

Wissenschaftler sind sich einig, dass die Ausbreitung des Coronavirus ohne Maßnahmen, sehr stark ansteigen wird.

Deswegen gehört zu einer dieser Maßnahmen die Vermeidung von großen Menschenmengen. Da Gemeinschaftsgebete auch aus großen Menschenmengen bestehen, sollten diese vermieden werden und jeder sollte dies befolgen. Diejenigen, die diese Maßnahmen nicht befolgen, würden damit auch eine Sünde begehen. Denn sie verletzen damit das Recht der anderen Menschen und stürzen sie in Gefahr, das ist aus religiöser Sicht nicht haltbar.

Diese Bestimmungen gelten für alle gemeinschaftlichen Gottesdienste und somit auch für das Freitagsgebet.

Wenn wir alle Überlieferungen und Verse des Korans betrachten, können wir erkennen, dass wir angewiesen werden bei Epidemien, Maßnahmen zu ergreifen.

Das Hauptziel des Islam ist es, seine Religion, seinen Verstand, sein Leben, Eigentum und seine Nachkommenschaft zu schützen.

Wenn diese Grundwerte gefährdet sind, ist es für die Dauer dieser Gefahr erlaubt bestimmte Pflichten zu reduzieren.

In Fällen wie Regen, Schlamm, Kälte, Gefahr, Krankheit, Ansteckungsgefahr, Pflege eines Kranken, Schutz seines Eigentums oder seiner Familie muss die Person nicht in die Moschee und verrichtet das Gemeinschaftsgebet Zuhause.

Diese Regel sollten auch bei Epidemien wie das Coronavirus angewendet werden.

Da also durch das Gemeinschaftsgebet eine Ansteckungsgefahr für die Menschen entsteht, sollte das Mittagsgebet Zuhause verrichtet werden.

Wir können sagen, dass Muslime, die aufgrund des Coronavirus das Freitagsgebet nicht in der Moschee verrichten können, sondern es Zuhause verrichten, die Belohnung sowohl des Freitags- als auch des Gemeinschaftsgebet erhalten werden.

Es wird überliefert, dass in der Delegation Thaqiifs ein Mann mit Lepra war. Der Prophet (s.a.s. sandte ihm (folgendes): “Geh zurück, denn wir haben deinen Treueschwur akzeptiert.“ (Müslim, Selâm, 126; İbn Mâce, Tıb, 44)

Das heißt, dass der Treueschwur - auch wenn er wegen Krankheit, nicht persönlich gemacht werden konnte - akzeptiert wurde.

Wir können auch davon ausgehen, dass dies auch für die anderen Gottesdienste in der Gemeinde gilt. Denn diese Person, würde das Gebet in der Moschee verrichten, wenn sie nicht durch die aktuellen Maßnahme verhindert wäre. Also wird sie auch die Belohnung der Absicht erhalten.

Diejenigen dir ihre Gebete in ihren Häusern verrichten, sollten sich bemühen gemeinsam mit ihren Familienmitgliedern zu beten. So verwandeln sie ihre Häuser in eine Moschee. Wir können hoffen, dass sie deswegen mehr Belohnungen erhalten.

Verletzt man das Recht der Menschen, wenn man sich nicht an die Maßnahmen hält?

Wer so handelt, macht sich vor Allah schuldig.

Wir haben dazu folgende Überlieferung:

„Wenn ihr hört, dass irgendwo eine ansteckende Seuche austritt, geht nicht dorthin. Wenn eine ansteckende Seuche aus dem Ort austritt, an dem ihr euch befindet, dann verlasst diesen Ort nicht.“ (Buhârî, Tıb 30; Müslim, Selâm 100)

Also:                                           

- Die Überlieferung beschreibt genau das Verhalten, was man in der Moderne als Quarantäne verstehen würde.

- Es ist gut und wichtig, sich mit sachkundigen Leuten und Verantwortlichen auszutauschen und zu beratschlagen in allen Angelegenheiten, die die hiesige Gesellschaft betreffen. Es ist ebenso gut und wichtig, dass die Individuen sich dann auch an die Ergebnisse und Maßnahmen halten.

- Es ist zulässig, die aktuelle Situation durch den Analogieschluss mit entsprechenden Überlieferungen zu legitimieren.

- Es ist die Aufgabe von Regierungen und Verwaltern, Maßnahmen zu treffen, die die Gesellschaft und alle Menschen darin schützen.

- Es ist unsere religiöse Pflicht, die Maßnahmen der Verwalter und Experten einzuhalten bei einer Situation, die gesamtgesellschaftlich relevant und gefährdend ist.

Ist es nach islamischer Ansicht erlaubt, dass Menschen unverhältnismäßig viel einkaufen?

Diejenigen, die mehr als ihren täglichen Bedarf kaufen und lagern, verletzen das Recht ihrer Mitmenschen. Denn nach dem Motto “Mir sind die anderen egal, solange ich nicht krank werden und verhungere” zu handeln, entspricht weder menschlicher Ethik noch muslimischen Glaubensprinzipien.

Sind wir dazu verpflichtet in der aktuellen Situation auch nichtmuslimischen Menschen zu helfen?

Es ist keine Pflicht im religiös theologischen Sinne. Vielmehr ist es eine Pflicht, die aus Solidarität und Mitmenschlichkeit hervorgeht und selbstverständlich sein sollte.

Der Islam legt großen Wert auf den Menschen. Denn unser Schöpfer ist barmherzig zu allen, sei es ein Gläubiger oder auch ein Ungläubiger. Ohne zwischen dem Gläubigen und Ungläubigen zu unterscheiden, gibt unser Schöpfer kund, dass alle Menschen Kalifen dieser Welt sind und alle von Adam und Eva abstammen. Weiter gibt er kund, dass er uns zu Völkern und Stämmen gemacht hat, damit wir einander kennenlernen.

"Jede gute Tat gegenüber einem Lebewesen wird belohnt." (Buharî, Edebü’l-Müfred, Hadis no: 379)

“O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Gewiß, der Geehrteste von euch bei Allah ist der Gottesfürchtigste von euch. Gewiß, Allah ist Allwissend und Allkundig.” (60/8)

Der Prophet (s.a.s.) sagt folgendes:

“Es gibt drei Arten von Nachbarn: 1. Einige haben drei Rechte [dir gegenüber]: das Recht des Islam, das Recht der Nachbarschaft und das Recht der Verwandtschaft. 2. Einige haben zwei Rechte: das Recht des Islam und das Recht der Nachbarschaft. 3. Andere haben nur ein Recht: der Nichtmuslim, der jedoch das Recht der Nachbarschaft hat.” (Ebû Nuaym, Hilyetü'l-Evliyâ, 5/207; Heysemî, Mecmau'z-Zevâid, 8/164)

Wie man sieht, ist der Mensch - auch wenn er kein Muslim ist - ehrwürdig. Es ist wichtig sich von verletzenden Verhaltensweisen fernzuhalten und zu jedem Menschen zu helfen.

Das ist auch die beste Methode, seinen Mitmenschen die Religion näher zu bringen: indem man Gutes tut und ein vorbildlicher Mensch ist.

“Wenn Allah durch dich auch nur einen einzigen Menschen rechtleitet, ist dies für dich besser als rote Kamele zu besitzen.” (Buḫārī Hadith Nr. 2847 und Muslim Hadith Nr. 2406)

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