Wie kann man sich als Muslim anhand Koran und Sunna von Terrorismus distanzieren?

Details der Frage

Gibt es Quellen die uns dabei helfen uns davon zu distanzieren, damit wir deutlich machen können, wir als Muslime haben nichts damit zu tun und dass all dies nicht von unserer Religion kommt? Oft finden wir uns nämlich in Situationen wieder, wo wir uns wegen solcher Geschehnisse rechtfertigen müssen.

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Qurʾān verflucht Terror und definiert Anarchie und die Stiftung von Unheil als große Übeltaten. Der Islam verbietet jede Art von Terror, Ungerechtigkeit und Verrat; stellt sich jeder Form von Anarchie, Defätismus und Terror entgegen. Im Islam gibt es keine Legitimation Unrecht mit Unrecht zu bekämpfen. Der Islam wurde von göttlicher Seite herab gesandt um Frieden zu schaffen, den Despotismus sowie die Vorherrschaft der Ungerechten zu beseitigen und dem menschliche Gewissen Mäßigung zu verschaffen. Darum wird dieses Thema islamisch betrachtet sehr sensibel behandelt und zwar solchermaßen, dass das ungerechte Töten und das Vergießen von Blut dem Mord an der Menschheit in seiner Gänze gleich kommt. Exemplarisch können wir dies mit folgendem Vers untermauern:

Wer ein menschliches Wesen tötet, ohne (daß es) einen Mord (begangen) oder auf der Erde Unheil gestiftet (hat), so ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte. Und wer es am Leben erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält. Unsere Gesandten sind bereits mit klaren Beweisen zu ihnen gekommen. Danach aber sind viele von ihnen wahrlich maßlos auf der Erde geblieben. (Sura al-Māʾida 32)

Der Qurʾān legt ein Augenmerk auf Jene die Unheil stiften, Gelegenheiten dafür schaffen und auf Solche, die Unheil säen sobald sie an der Führung sind. Ferner wird darauf hingewiesen, welche schrecklichen Folgen Defätismus und Unfriede haben:

Und wenn er an der Macht ist, reist er auf der Erde umher, um Unheil auf ihr zu stiften und Saatfelder und Nachwuchs zu verderben. Aber Gott liebt das Unheil nicht. (Sura al-Baqara 205)

aber (die Menschen) vom Wege Gottes abweisen, an Ihn nicht glauben, den Zugang zur heiligen Moschee verwehren und deren Anwohner daraus vertreiben, (all das) wiegt bei Gott schwerer. Verführen wiegt schwerer als Töten. (Sura al-Baqara 217)

Die Seele eines Muslims der diese und vergleichbare Verse kennt, versteht und beherzigt ist frei von Hass und Barbarei. Er hat selbst seinem größten Feind gegenüber eine Art Brüderlichkeit. Er akzeptiert den Grundsatz von: "Wir üben Nachsicht mit der Schöpfung um des Schöpfers willen." Der Gläubige ist ein Herold des Friedens. Anarchie, Zerstörung und Terror sind seinem Herzen fremd. Selbst in Konfliktsituationen wird er diese Haltung beibehalten, so weit und gut er nur kann. Er wird aber niemals aus Hass oder egoistischer Selbstsucht handeln. Dies sind keine Instanzen, aus die er eine Anleitung für sein Handeln entnehmen würde. Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und die Wahrung von Ordnung sind viel mehr solche Instanzen, an denen er sich orientieren wird. Selbst in Konfliktsituationen handelt er nach diesen Maximen.

Im Qurʾān beschreibt Gott wie einige Menschen von anderen Menschen davon abgehalten wurden Orte der Anbetung Schaden zuzufügen und das diese Gotteshäuser infolge dessen unbeschadet blieben. Damit wird den Gläubigen die Wichtigkeit von Prävention nahe gelegt.

(ihnen), die zu Unrecht aus ihren Wohnstätten vertrieben wurden, nur weil sie sagen: Unser Herr ist Gott. Und hätte Gott nicht die einen Menschen durch die anderen abgewehrt, so wären gewiß Mönchsklausen, Kirchen, Gebetsstätten und Moscheen zerstört worden, in denen des Namens Gottes viel gedacht wird. - Und Gott wird bestimmt die unterstützen, die Ihn unterstützen. Gott ist stark und allmächtig. (Sura al-Ḥaǧǧ  40)

Der Prophet Muḥammad (s.a.s.) ist der Prophet des Erbarmens und des Mitgefühls.
So spricht Gott im Qurʾān:

Und Wir haben dich nur als Barmherzigkeit für die Weltenbewohner gesandt. (Sura al-Anbiyāʾ 107)

Der gesegnete Prophet (s.a.s.) der alle guten Eigenschaften in sich vereint und mit seinen Taten zur dargestellt, warnte dabei auch sein Leben lang seine Gefährten vor Unheil und Unfrieden. Mit überaus großer Ernsthaftigkeit und Feinfühligkeit befahl er die Vermeidung von Unfrieden, Unheil.

Vermeidet Unfrieden! Den zu Zeiten des Unfriedens ist die Zunge wie der Schlag des Schwertes. (Ibn-i Mace, Fiten 24)

Es steht fest das ein Unfriede, ein Uneinigkeit ein Streit kommen wird. Wenn dies eintritt geh mit deinem Schwert zum Berg Uhud! (Berg aus Vulkanischem Gestein nördlich von Medina)
Schlage das Schwert gegen den Berg, bis es zerbricht. Dann gehe zurück in dein Heim, bis dich ein sündige Hand (Jemand der kommt um dich zu töten) oder der Tod dich ereilt. (Ibn-i Mace, Fiten 24)

Kurz vor dem Jüngsten Tag gibt es so viel Zwietracht wie dunklen Teile der Nacht. Der Mensch erreicht innerhalb dieser Zwietracht den Morgen als Gläubiger, des Abends wird er Ungläubig sein; Abends wird er gläubig sein des Morgen ein Ungläubiger. Solche die bei dieser Zwietracht sitzen bleiben sind besser als Solche die stehen, Solche die gehen sind besser als die Laufenden. Sodann zerbrecht eure Bögen, zerreißt eure Bogensehnen und schlagt eure Schwerte auf Stein. Wenn Sie eure Häuser betreten sollten seid der bessere der zwei Söhne Adams. (Seid wie Abel der stirbt, nicht wie Kain der tötet) (Ebu Davut, Fiten 2, Tirmizi, Fiten 33)  

Terrorismus oder ähnliches lässt sich also durch Religion nicht legitimieren. Ferner sehen wir aber hier, dass man nach der Religion gar nicht erst in solche Lagen kommen darf oder soll. Die Religion agiert hier präventiv denn Meinungsverschiedenheit und Unglaube sind noch lange kein Grund für Zwietracht, Gewalt und Anarchie. So sahen wir in diesen und anderen Versen auch, dass es durchaus anders Denkende, Ungläubige, Feindselige und Widersacher im allgemeinen gibt und auch weiter geben kann. Die friedvollen Gebote des Islam gelten also nicht nur unter Muslimen, sie gelten für alle Menschen. Kultur, Rasse und Glaube sind dabei unwichtig. Vielfalt in diesem Sinne ist von Gott gegeben und so intendiert. Es ist nicht unsere Aufgabe jeden auf unsere Seite zu ziehen oder zu assimilieren. Wir brauchen uns also nicht selbst Aufgaben im Auftrag Gottes zu erlegen. Wir müssen auch keine Linien ziehen oder Barrieren aufbauen, wo ganz deutlich keine gedacht waren. Die Menschen, die so etwas tun machen dies bei näherer Betrachtung auch eher aus eigener Motivation. Sie instrumentalisieren die Religion um ihre eigenen Ziele zu verwirklichen. Selbstsucht, Selbstbefriedigung, Rachegelüste und Egoismus sind unter anderem ihre Leitmotive. Daher agieren sie emotional, impulsiv, aggressiv und maßlos. Jemand der aus reinem Herzen als Diener Gottes auf der Welt wandeln und wirken will, wird niemals so handeln können. Denn dafür benötigt es Demut und Hingabe. Diese beiden Profile sind entgegengesetzt. Ein demütiger Diener Gottes kann nicht gleichzeitig auch ein Hassprediger mit einem ausgeprägtem Ego sein. Jemand der sich der göttlichen Fügung hingibt, kann nicht gleichzeitig auch ständig neue Kämpfe in Namen Gottes einleiten oder in allen Geschehnissen eine speziell für ihn gestaltete göttliche Handlungsanleitung entnehmen. Banal gesagt ist es uns untersagt sich in Gottes Angelegenheiten zu mischen. Davon ausgehend kann man eigentlich relativ gut sehen, was zum Islam gehört und was nicht. Man kann auch gut deuten, wer im Namen des Islams wirkt und wer den Namen des Islams für sich selbst wirken lässt. Mit einem reinen Gewissen erkennt man dies ohnehin und sagt instinktiv "das hat doch nichts mehr mit Religion zu tun". Zwischen Terroristen die von sich behaupten, im Namen des Islams zu handeln und den friedvollen Geboten des Islam als Religion gibt es solch einen Unterschied, der so groß wie eine gewaltige Schlucht ist. Folglich erscheint es uns sinnlos hier eine Brücke schlagen zu wollen. Der Islam bietet nämlich ein Moralsystem dar, mit dem die Menschen trotz ihrer kulturellen und ideologischen Vielfalt gesittet, geordnet und friedvoll zusammen leben können. Wie können vermeintliche Träger dieses Systems die Grundlage für dieses System mit dem komplett Entgegengesetztem davon aufbauen wollen? Wahrscheinlicher ist es, dass sie Träger einer anderen Sache oder eines anderen, vielleicht ihres eigenen Systems sind.    

Fragen an den islam

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