Welche Lehre bzw. Denkanstoß verbirgt sich in der Geschichte von Hiob/Eyyüb(a.s.)* und welchen Bezug hat es auf unser Leben in der heutigen konsumorientierten Gesellschaft?

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Welche Lehre bzw. Denkanstoß verbirgt sich in der Geschichte vonHiob/Eyyüb(a.s.)* und welchen Bezug hat es auf unser Leben in der heutigen konsumorientierten Gesellschaft?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

* Eyyüb ist das arabisches Wort für Hiob

Im edlen Qur`an ist in der Sure Al-Anbiya (Die Propheten) Folgendes zu lesen:

Und (gedenke des) Hiob, als er seinen Herrn rief: "Fürwahr, mich hat Unheil getroffen! Dennoch bist Du der barmherzigste der Barmherzigen." (21/83)

Hiob/Eyyüb (Friede sei mit ihm) hatte für einen langen Zeitraum viele Wunden und schmerzhafte Krankheiten.
Doch trotz seiner schlechten körperlichen Verfassung ertrug seine Schmerzen mit beispielloser Geduld.
Als jedoch seine Krankheiten begannen sein Herz und seine Zunge, die als inspirierende Stätte des Gedenkens und der Erkenntnis an Allah dienen, zu verletzten, sprach er ein Bittgebet:
»Oh Herr! Das Übel beunruhigt mich. Es beeinträchtigt meine Zunge, wenn ich Deiner gedenke, und mein Herz, wenn ich Dir diene und Dich anbete. «
Und Gott, der Gerechte nahm dieses aufrichtige, reine, selbstlose, um Allahs willen verrichtete Gebet in wunderbarster Weise an.
Er gewährte ihm vollkommene Gesundheit und erwies ihm alle Arten Seiner Barmherzigkeit.

Obwohl die Geschichte von Hiob / Eyyüb(a.s.) den meisten Menschen in der heutigen Zeit, in der sich alles um den Schönheitskult dreht und Männer wie Frauen vom Gesundheitswahn manipuliert werden, sehr fern erscheint, verbergen sich in ihr tiefgreifende und zeitlose Erkenntnisse.

Bediuzzaman Said Nursi schreibt diesbezüglich:
“Im Gegensatz zu den sichtbaren Wunden der Krankheit von Hiob/ Eyyüb (Friede sei mit ihm) haben wir unsichtbare Krankheiten der Seele und des Herzens.
Wenn unser Inneres nach außen und unser Äußeres nach innen gewendet würde, erschienen wir stärker verletzt und erkrankt als Hiob/Eyyüb (Friede sei mit ihm).Denn jede Sünde, die wir begehen und jeder Zweifel, der uns kommt, fügt unserem Herzen Wunden zu. Die Wunden von Hiob/ Eyyüb (Friede sei mit ihm) bedrohten nur sein kurzes irdisches Leben.
Unsere unsichtbaren Wunden bedrohen unser ganzes, langes, ewiges Leben. Wir bedürfen des Bittgebetes von Hiob/ Eyyub (Friede sei mit ihm) tausend Mal mehr als er.
Gerade so wie die Würmer, die sich in seine Wunden anzusiedeln begannen, ihm Herz und Zunge beschwerten, genauso werden auch die Wunden, die uns die Sünde schlägt, werden auch die Einflüsterungen und die Zweifel, die sich in diesen Wunden einnisten – Gott bewahre! – das Innere unseres Herzens, die Stätte des Glaubens, beschweren und den Glauben belasten.

Auch werden sie die Zunge beeinträchtigten, die den Glauben zum Ausdruck bringt, und ihr die geistige Freude zu rauben suchen, um sie vom Gottesgedenken ab und zum Schweigen zu bringen.
Ja, sobald die Sünde einmal in das Herz eingedrungen ist, schwärzt, verdunkelt und verhärtet sie es, bis das Licht des Glaubens ausgelöscht ist.
In jeder Sünde liegt ein Weg zum Unglauben. Wird die Sünde nicht gleich durch das Verlangen nach Vergebung gelöscht, wächst sie von einem Wurm zur Schlange, die am Herzen nagt.

Beispielsweise wird ein Mann, der heimlich eine schändliche Sünde begeht, die Entehrung fürchten, die daraus entsteht, dass andere davon erfahren.
Darum fällt es ihm auch sehr schwer, die Existenz von Engeln und anderen geistigen Wesen anzuerkennen. Und schon bei einem geringen Anlass möchte er sie leugnen. Gleichermaßen wird jemand, der eine große Sünde begeht, welche Höllenstrafen nach sich zieht, das Nichtvorhandensein der Hölle aus ganzer Seele wünschen und einen geringen Anlass oder Zweifel nutzen, um die Hölle zu leugnen, wenn er nicht zum Schutz den Schild der Vergebung aufnimmt.
Ebenso wird jemand, der die fünf Gebete nicht verrichtet und seine Verpflichtung zu Dienst und Anbetung bricht, in Bedrängnis geraten, gerade so, als habe er eine der Pflichten gegenüber seinem Direktor vernachlässigt. Seine Vernachlässigung der fünf Gebete, entgegen den wiederholten Weisungen des Königs der Ewigkeiten, wird ihn sehr bedrücken und er wird aus diesem Gefühl der Bedrängnis heraus aus tiefstem Inneren wünschen: »Ach, gäbe es doch diese Geschöpfespflicht zur Anbetung nicht!« Und aus diesem Wunsch wird dann der Wunsch erwachsen, Allah zu leugnen, worunter man bereits ein Gefühl der Feindschaft Ihm gegenüber ahnen kann. Kommt dann ein Zweifel an der Existenz Gottes in sein Herz, wird er versuchen, diesen Zweifel als einen schlüssigen Beweis zu etikettieren. Vor ihm öffnet sich das Tor zu einem furchtbaren Abgrund. Der Ärmste weiß nicht, dass er sich durch seinen Unglauben im Gegensatz zu der nur geringen Mühe seiner Geschöpfespflicht millionenfach fürchterlichen Strapazen ausgesetzt hat. Er flieht vor dem Stich der Mücke und liefert sich dem Biss der Schlange aus.

 

Fragen an den islam

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