Muss man als neuer Muslim seinen Namen ändern sofern er unpassend erscheint?

Details der Frage

In manchen Kulturkreisen werden Namen vergeben die einem Götzen oder Aberglauben gleichkommen oder daran erinnern. Wenn man aus so einem Kulturkreis kommt und nun den Islam angenommen hat, muss man dann diesen Namen ändern? Falls ja, kann dies letztendlich auch einen großen Umschwung im Leben der Person darstellen, obliegt es ihr oder uns als Freunde/Familie das sofort zu thematisieren auch wenn wir befürchten dass dies zu dem Zeitpunkt vielleicht zu viel Druck ausübt?

Antwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

eines der wichtigsten Aufgaben von Eltern ist es ihrem Neugeborenen binnen kurzer Zeit einen schönen Namen zu geben. Dieser vergebene Name hat sowohl im Diesseits als auch im Jenseits seine Gültigkeit. Unser ehrenwerter Prophet Muḥammad (S.A.S.) hat sich nicht nur mit Kindernamen, sondern auch mit Erwachsenennamen beschäftigt. Einige der Namen, die er als unpassend bzw. als nachteilig für die betroffene Person empfand, hatte er zur Veränderung (des Namen) zum Besseren empfohlen. Darüber hinaus thematisierte und informierte er seine Mitmenschen über schönere Namen, dessen Vergabe erforderlich wäre. Nach und nach hatte der ehrenwerte Prophet (S.A.S.) höchstpersönlich den neugeborenen Kindern ihre Namen gegeben. Die Bedeutung der schönen Namensgebung erläutert der Prophet (S.A.S.) wie folgt:

Ihr werdet am Jüngsten Tag mit euren eigenen Namen und dem Namen eurer Väter gerufen werden. Also macht eure Namen schön. (Ebu Davud, Edeb 69)


Das Rufen der Namen wird von einem durch Gott beauftragtem Engel vollzogen werden. Kein Mensch möchte am jüngsten Tag mit einem Namen vor Gott treten, von dem er wenig oder gar nicht erfreut sein wird. Daher ist es notwendig, dass man seinen Kindern keine schlechten (unsinnigen) Namen geben sollte. Um das Feingefühl unseres ehrenwerten Propheten (S.A.S.) beim Thema der Namensgebung besser verstehen zu können, sollten wir die folgende Überlieferung (Ḥadīṯ) betrachten. Yaḥyā ibn Saʿīd (r.a.) berichtet wie folgt:
 

Es ging um das Melken eines milchreichen Kamels. Als der ehrenwerte Prophet (S.A.S.) in die vorhandene Gesellschaft fragte „Wer melkt uns dieses Kamel?“, stand ein Mann auf und der Prophet (S.A.S.) fragte ihn: „Wie ist dein Name?“. Als der Mann mit „Murr“ (das arabische Wort für „bitter“) antworte, entgegnete ihm der Prophet (S.A.S.) mit „setz dich hin“. Der Prophet (S.A.S.) fragte erneut in die Runde: „ Wer melkt dieses Kamel?“. Dieses Mal stand ein anderer Mann auf und sagte „ich werde es melken“. Der Prophet (S.A.S.) fragte auch ihn nach seinem Namen, worauf dieser mit „Ḫarb“ (das arabische Wort für „Krieg“) antwortete. Daraufhin entgegnete ihm der Prophet (S.A.S.) mit „setz dich“. Der Prophet fragte weiterhin in die Runde „wer melkt uns dieses Kamel?“. Nun stand ein anderer Mann auf, welchen der Prophet (S.A.S.) ebenfalls nach seinem Namen fragte. Der Mann antworte mit „Yaʿīš“ (was soviel wie „lebendig“ bedeutet), worauf der Prophet (S.A.S.) sagte: melke du das Kamel. (Muvatta, Isti´zan 24)

Davon ausgehend ist es wichtig, dass ein Muslim seinen Namen ändert, sofern dieser Name in dem geschildertem Sinne unpassend ist. Dies muss allerdings nicht sofort geschehen. Wenn so eine Änderung einen großen Umbruch für die Person darstellt und die Situation somit eine Schwierigkeit oder einen Druck auslöst, kann dieser Schritt auch zu einem späteren Zeitpunkt bzw. zu einem passender erscheinenden Moment unternommen werden. Es wäre unfair der Person gegenüber, wenn man von ihr erwartet, sie soll alle Gebote und Verbote sofort und perfekt verrichten bzw. einhalten. Wenn diese Entwicklung gemäß der eigenen Kapazitäten kontinuierlich Schritt für Schritt verfolgt wird, geht sie viel eher und harmonischer in Fleisch und Blut ein.

Fragen an den islam

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