Islam und Rassismus - Ein Unterschied wie Tag und Nacht

Wenn man auf die Verse und die Überlieferungen die den Rassismus verbieten achtsam schaut, gibt es einen klaren Unterschied zwischen Rassismus und seinen Stamm/Nation etc. patriotisch zu lieben.

Die vom Islam verbotenen und vom Prophet Muḥammad (s.a.s.) strengstens verpöhnten Elemente wie Rassismus, andere Menschen als minderwertig zu betrachten, den Islam (die Einheit) zu zerstreuen und anderes als etwa Frömmigkeit und Tugendhaftigkeit ("Taqwā")  als Maßstab für Überlegenheit zu benutzen, sind konträr zum Geiste des Islam.

Ansonsten hat jeder Zuneigung gegenüber seinen Verwandten und tut ihnen Gutes. So besucht man sie und man verbringt auch Zeit mit ihnen. In dieser Hinsicht gibt es in den Erlässen Gottes zahlreiche Ermutigungen. Es hat überhaupt nichts mit Rassismus zu tun, wenn man die Gesellschaft/Nation/Gemeinde etc. in der man lebt zu lieben, sich um sie zu sorgen, zu versuchen ihre Fehler zu korrigieren oder sich an die löblichen Taten und Tugenden seiner Ahnen zu erinnern und es zu bestreben ihnen ein würdiger Enkel zu sein.

Der Islam lehnt nicht die Rasse ab, aber den Rassismus. Als Beispiel können wir auch auf das Geschlecht zu sprechen kommen. Der Qurʾān spricht davon, dass wir in Stämmen erschaffen worden sind, auch dass wir in verschiedenen Geschlechten geschaffen worden sind. Dies stammt aus folgendem Vers;

O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Gewiß, der Geehrteste von euch bei Allah ist der Gottesfürchtigste von euch. Gewiß, Allah ist Allwissend und Allkundig. (Sura al-Ḥuǧurāt 13)

Hier tauchen zwei Elemente auf, die für das Thema wichtig sind. Der Vers macht deutlich dass Menschen bewusst unterschiedlich und auch in eigenen Gruppen wie etwa Stämme oder sonstiges geschaffen sind. Rassisten gehen Dialogen mit Anderen aus dem Weg und verachten sie, weil sie sich für höherwertig halten und berufen sich dabei auf diese offenkundigen Unterschiede. Diese Unterschiede können aber kein Indiz für eine Höherwertigkeit sein, denn sie sind von Gott bewusst gesetzt und haben lediglich den Zweck, sich kennenzulernen und von einander zu profitieren bzw. sich gegenseitig zu helfen. Unterschiede sollen uns also nicht von einander trennen sondern im Gegenteil uns einander nähern. Unter diesem Vorbehalt kann es so etwas wie Rassismus also schon gar nicht mehr geben. Weiter weist der Vers auch auf die Höherwertigkeit hin, auf die sich Rassisten so gerne berufen. Hier wird genannt, dass derjeniger geehrt wird bzw. ehrwürdig ist, der am gottesfürchtigsten ist. Die Frömmigkeit ist es also die den Menschen in Gottes Antlitz höherwertig erscheinen lässt und nichts anderes. Frömmigkeit ist aber nicht etwa einer Gesellschaft, einer Nation, einem Stamm oder sonstiges exklusiv, denn die Tore des Glaubens sind für alle offen. In der Hinsicht unterscheiden sich die Menschen also nicht, denn sie sind alle zum Glauben eingeladen. Mit dem Einzug des Islam wurden soziale und tribale Klassenunterschiede in den damaligen arabischen Ländern aufgehoben. Unter den ersten Muslimen gab es sehr wohlhabende Gefährten aber auch Sklaven. Normalerweise würden diese Menschen niemals in einer Gruppe zusammenkommen. Kulturelle Unterschiede und die sozialen Klassen würden dies verbieten. Der Islam bricht aber diese Tabus und macht sie zu Glaubensbrüdern. Wenn die Frömmigkeit das Einzige ist, was den Menschen empor hebt, werden andere Faktoren wie etwa Familienzugehörigkeit und Blutsbände eliminiert, die folgenden Verse machen dies deutlich;

O ihr, die ihr glaubt, nehmt euch nicht eure Väter und eure Brüder zu Freunden, wenn sie den Unglauben dem Glauben vorziehen. Diejenigen von euch, die sie zu Freunden nehmen, das sind die, die Unrecht tun (Sura at-Tawba 23)

an dem Tag, da weder Besitz noch Söhne (jemandem) nützen, außer, wer zu Allah mit heilem Herzen kommt. (Sura aš-Šuʿarāʿ 88-89) 

Vor Gott zählt also die Frömmigkeit und die Reinheit des Herzens, Unterschiede wie etwa die Hautfarbe und die Staatsflagge sind im Jenseits irrelevant, daher können sie auch nicht als überlegene/souveräne Faktoren in zwischenmenschlichen Beziehungen verfochten werden. So ist interessanterweise aber auch das was uns vor Gott höherwertig macht, also die Frömmigkeit auch wieder das was uns vor Gott zueinander führen soll;

Die Gläubigen sind doch Brüder. So stiftet Frieden zwischen euren beiden Brüdern und fürchtet Allah, auf daß ihr Erbarmen finden möget. (Sura al-Ḥuǧurāt 10)

So kann auch die Frömmigkeit nicht zum Rassismus ausgenutzt werden, denn die Frömmigkeit ist etwas, was jede Seele individuell betrifft, sie ist ein Element innerhalb der Beziehung von Geschöpf zu dessen Schöpfer. Die erkennbaren Unterschiede innerhalb der Schöpfung dienen dabei den Zweck der Hilfestellung, die Schöpfung soll sich also gegenseitig kennenlernen und sich aushelfen also auch miteinander kommunizieren. Wie ein Körper der aus verschiedenen Organen mit verschiedenenen Funktionen zu einem funktionierendem Ganzen zusammengesetzt wird, sollen Unterschiede zu verschiedenen Spezialisierungen führen, die man dann bei Bedarf auch zusammenführen kann. In  interdisziplinären Forschungseinichtungen von Universitäten kommen z.B. verschiedene Gelehrte aus verschiedenen Bereichen zusammen, arbeiten gemeinsam an der Forschung und kommen sich mit ihren verschiedenen Kompetenzen entgegen. Wenn aber jeder sturr die Weisheit in diesen Unterschieden ignoriert und das tut was er oder sie für richtig hält, trägt man zum Zerbrechen der Einheit bei und die daraus resultierende Stärke und der Erfolg kommt abhanden. Unterschiede in der Existenz sind somit noch lange kein Hindernis für die Koexistenz und die Kommunikation, somit gibt es im Islam absolut keinen Platz für Rassismus.

Wir haben aber auch nicht das Recht Andersgläubigen den Raum zum Leben und zur Entfaltung zu entziehen. Dass man sie als Nichtmuslime bezeichnet bedeutet auch nicht dass man sie erniedrigen darf, oder sie keinerlei Menschenrechte oder ähnliches hätten. Mithin können wir im Rahmen der Verkündigung lediglich Leute zur Religion einladen, sie aber nicht dazu zwingen. In jedem Falle sind wir aber zu Respekt verpflichtet und müssen ihnen ihre Grundrechte einräumen. Wenn Grundrechte, Entfaltung und Respekt nur mit dem Glauben einhergehen würden, dann wären alle Muslime auf der Welt erfolgreich sowie überlegen und die restliche Menschheit würde vor Elend verkommen. Wie wir aber realistischerweise sehen, schenkt Gott allen Menschen das Leben, sie werden dabei versorgt und bereichtert, ob sie glauben oder nicht. Gott ist der Besitzer des Throns der Erhabenheit. Aus diesem Thron waltet er aber mit Barmherzigkeit und Darbietung. Wenn Gott dies so handhabt, dann können wir nicht darüber hinausgehen. Es wäre eine Maßlosigkeit und eine insgeheime Auflehnung über Gottes Willen hinausgehen zu wollen.

Und schmäht nicht diejenigen, die sie anstelle Gottes anrufen, damit sie nicht in Übertretung ohne (richtiges) Wissen Gott schmähen. So haben Wir jeder Gemeinschaft ihr Tun verlockend gemacht. Alsdann wird ihre Rückkehr zu ihrem Herrn sein, und Er wird ihnen kundtun, was sie zu tun pflegten. (Sura al-Anʿām 108)

Es ist uns also nicht erlaubt, Andersgläubige zu beschimpfen, denn sie werden wahrscheinlich gleicherweise auf uns reagieren und somit wird die eigentliche Wahrheit verschleiert. Durch so ein Verhalten wären wir also Schuld, dass die Wahrheit verschleiert bleibt. Bei der Verkündigung muss man also gewisse pädagogische und didaktische Sensibilitäten beachten.

Letztendlich hat unter anderem Rassismus und das Anfechten von Souveränität den Teufel zum Teufel gemacht und ihn zur Hölle verdammt. 

Darüber hinaus denken wir, dass Respekt, Toleranz, Sensibilität und Führsorge in der Gesellschaft nur dann fruchtbaren Nährboden finden können, wenn dies auf Gegenseitigkeit beruht. Wenn man diese Werte nun einfordert, halten wir es für wichtig, die gute Absicht deutlich zu machen, indem man hier den Vortritt macht und die Hand ausstreckt. Als Muslime sollten wir also dem Dialog offen sein und auf unsere Mitmenschen eingehen, ehe wir dies für uns einfach einfordern. Somit würden wir dann auch für eine interkulturelle Begegnung sorgen, wodurch die Stereotypen sich auflösen, Missverständnisse aufgeklärt werden und Zweifel beseitigt werden. Dies entspricht auch am ehesten der didaktischen oder pädagogischen Vorgehensweise des Propheten Muḥammad (s.a.s.). Denn der ehrenwerte Prophet (s.a.s.) hat seine Predigten und seine Gebote immer zuerst selbst befolgt und sie makellos ausgelebt. Als ein Beispiel für die Gesellschaft, trat er immer an vorderster Stelle auf und machte seine gute Absicht damit immer deutlich. Niemals forderte er einfach blind und agressiv etwas ein, was den Menschen nicht möglich wäre, statdessen ging er auf sie ein und erhörte sie. Dies ist die prophetische Vorgehensweise, die ihn über jeglichen religiösen Ansichten hinaus als Mensch auszeichnete. Man kann nicht freundlich lächeln und zugleich zornig schauen. Man kann niemanden die Hand ausstrecken und zugleich die Hand zur Faust ballen.

Demut und Erhabenheit gehen Hand in Hand. Die Demut vor Gott macht einen erhabenen Diener aus, denn der demütige Diener hat auch eine große Ehrfurcht vor Gott, da er sich stets in der Audienz Gottes fühlt. Vor Gottes Erhabenheit neigt dieser erhabene Diener aber weiter zur Demut.  Rassismus lässt sich hier nicht einstreuen, denn Rassismus entsteht aus der gefühlten Souveränität der eigenen Person, es ist eine Geisteshaltung, die aus einem egoistischem Ich-Bewusstsein entspringt. So jemand kann nicht gleichzeitg auch ein demütiger Diener Gottes sein, da ein stark ausgeprägtes Ego sich niemals beugen, geschweige denn unterordnen lässt. Religion und Rassismus  sind in der Beschaffenheit also zwei nicht vereinbare Dinge. Hier ist ein Unterschied so groß wie Tag und Nacht vorhanden.   

 

Selam & Dua 

Fragenandenislam - Team


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