Ägypten, Syrien, Palästina - was sollen wir für unsere Glaubensbrüder tun?

Wenn die Tyrannei bis in den Himmel empor steigt, Tränen unaufhörlich vergossen werden und die Herzen der gläubigen Menschen vor Schmerz und Pein überquillen, stellt jeder engagierte Mensch diese Fragen: Was müssen wir tun? Sollen wir einfach still bleiben? Was obliegt uns?

Zunächst sollte folgendes erwähnt werden: Jene engagierte Menschen haben ihre erste Aufgabe, welches gleichzeitig eine große Sunna ausmacht bereits mit Bravour gemeistert, nämlich sich mit den Sorgen anderer Muslime zu grämen.

Diese Trauer, diese Pein und dieses Leid stellt in einer Form ein großes Gebet dar. Da diese Gebete nun einen Punkt der Hilfslosigkeit erreicht haben, werden sie, so Gott es erwünscht, Die Gnade und Barmherzigkeit Gottes erregen und die Verdienste werden viel höher ausfallen, als die Verluste.

Die beiden Überlieferungen "positives Denken gegenüber Gott gleicht einem Gottesdienst" ("Ḥadīṯ al-Šarīf") und "Meine Barmherzigkeit hat meinen Zorn überstiegen" ("Ḥadīṯ al-Qudsī") stellen für uns wichtige Trostpflaster dar.

Unsere zweite Aufgabe ist es unsere Ressourcen und Möglichkeiten auszuwerten und so bestimmen, wie man anhand dessen, der muslimischen Gemeinde helfen kann. Sofern es unter den vorhandenen Möglichkeiten etwas gibt was getan werden könnte, so ist die bestmögliche Erfüllung jener Tat eine Obligation die uns unterliegt. Wenn allerdings die Sachlage unseren Willen und Möglichkeiten bei weitem übersteigt und es einzig die Aufgabe und Verantwortung des Staats sein könnte, so ist es unsere Pflicht für ihr Gelingen zu beten und sofern der Staat uns ein Ziel bzw. eine Pflicht aufzeigt, diese zu erfüllen.

Der Tyrannei in z.B. Syrien oder Palästina gegenüber, als Einzelperson die Grenzen zu überqueren und zu kämpfen, steht nicht in unserem Vermögen und ist auch nicht unsere Verpflichtung. Der Staat stellt hier (idealerweise) den Willen des Volks dar, bildet mir ihr eine Einheit, teilt die selben Sorgen und den Wunsch zur Tat zu schreiten. So haben wir ein großes Vertrauen in den Staat und die Sicherheitskräfte welche ihre Aufgaben bestmöglich erfüllen. Wenn hier allerdings zu einer Mobilisierung aufgerufen wird und vom zivilem Volk zur Hilfe aufgerufen wird, so bildet dessen Erfüllung eine Verpflichtung für uns aus.

Dass die Gläubigen im Geiste und im Herzen zur Vereinung finden, ist edelmütig, lobenswert und Anerkennung sowie Dankbarkeit wert. Den Kriegsflüchtlingen, die sich Obhut und Sicherheit in unserem Land erhoffen, Hilfe zu leisten, liegt in unserer Hand, hier muss nicht auf ein Befehl oder Signal von oben warten. Das Engagement der Gläubigen und die Hilfe gegenüber den Bedürftigen, ist ein Signal und Hoffnungschimmer zur Vereinigung der islamischen Gemeinde, dies ist sicher erfreulich und lobenswert. So mag es auch sein, dass manch einer über die Tatsache, dass nur wenig bis nichts zur Hilfe geleistet werden kann, traurig und betrübt ist, diese Trauer wird mit der Gnade Gottes auch eine Form des Gottesdienstes und ein Gebet zur Linderung dieses Leids darstellen.

Es ist auch wichtiger genauer zu analysieren, welche Fraktionen hieran, was für eine Art Anteil möglicherweise haben. "Bediüzzaman" Said Nursi schildert folgendes:

Wir sind nicht unsere eigenen Mobilisatoren, wir sind Mobilisatoren gebunden an Mittel, Europa haucht und wir stellen uns hier auf den Kopf.

Kontextualisiert spricht Said Nursi hier von den staatlichen Führern des späten osmanischen Reichs bzw. der frühen türkischen Republik, welche unter klarem Einfluss von außen standen.

Die heutigen staatlichen Führer wie z.B. in Syrien sind ähnlicherweise Mobilisatoren gebunden an Mittel, wegen dieser Mittel und ihrer Betreiber (z.B. Kriegs- und Vetternwirtschaft), sind sie sogar in der Lage skrupellos ihr eigenes Volk zu massakrieren, sie mutieren gar zu blutdurstigen Monstern.

Es ist relativ deutlich zu erkennen dass manche Fraktionen einen Profit an diesen Kriegen und Auseinandersetzungen erzielen, so lässt sich festhalten dass z.B. die Waffenindustrie gewaltige Profite an diesen Kriegen erzielt. Es ist naheliegend, dass jene Fraktionen an der Erhaltung dieser Zustände interessiert sind und persönlich auch daran arbeiten.

Gegenüber diesen Punkten gilt es festzuhalten: Um die Tyrannei die sich über die islamische Gemeinde ausbreitet einen Einhalt zu gewähren, müssen Muslime zum Einem die Aufgaben die ihnen obliegen mit größter Besonderheit erfüllen und zum Anderem ist ein ernsthafter Aufschwung nur dann möglich, wenn die islamischen Nationen (wie z.B. die Türkei) einen geistigen und materiellen Aufschwung erleben und einen fortschrittlichen Zustand erreichen, wo sie die islamische Gemeinde führen und den Bedürftigen helfen können. Neben den äußerlichen Aufgaben die wir erfüllen, dürfen wir dieses grundlegende Ziel zu keiner Zeit vergessen, das vorhandene Potenzial muss bestmöglich ausgenutzt werden und an dem geistigen und materiellen Aufschwung muss aktiv und mit Engagement gearbeitet werden, langfristig ist nur auf diesem Wege eine Lösung jener Probleme zu erreichen.

Es ist zu erwarten, dass die Fraktionen, die daran Profit schlagen, solche Versuche und Bemühungen torpedieren werden, so werden diese Schwierigkeiten nicht auf einen Schlag beendet werden können. Zwei Aussagen von "Bediüzzaman" Said Nursi sind zu erwähnen:

"Die größte Aufgabe ist die Vereinigung des Islam" (Said Nursi - Hutbe-i Şamiye)

und

"seid hoffnungsvoll. In diesem zukünftigen Umschwung ist es der Schall des Islams der am lautesten und üppigsten erklingen wird" (Said Nursi – Sünuhat)

Wir glauben aus Herzem daran, dass das heute ertragene Leid, der muslimischen Gemeinde und der Gläubigen ein Ende finden und eine Art Geburtswehen für die Vereinigung des Islam darstellen. Wir wünschen uns sehnlichst dass neben dem geistlichen Aufschwung auch der materielle Aufschwung erfolgt, damit man diesem Leid effektiv Einhalt gebieten kann.

Selam & Dua

Fragenandenislam – Team    

 

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